Schlagwort-Archive: Heinrich Gerstel

Neues von der Gerstel-Geschichte.

In Sachen Unternehmensgeschichte lernen auch wir nicht aus. Ein aktuelles Beispiel haben wir hier bekommen. Hier hat uns ein Kunde nämlich die Chronik des Pforzheimer Stadtteiles Dillweißenstein aus dem Jahre 1927 geschenkt.

Und da gibt es weiter hinten einen Teil mit Werbeanzeigen, die offenkundig die Erstellung des Büchleins finanziert haben. Auch dabei: Das damalige „Heinrich Gerstel Automobil-Geschäft“:

Dass wir damals Fahrzeuge von NSU und Horch im Programm hatten, war uns bekannt. Der Vertrag mit Opel datiert aus dem Jahre 1929, war also noch vor dieser Anzeige.

Was wir aber nicht wussten und mit was wir zunächst gar nichts anfangen konnten, als wir diese Anzeige sahen, war „M.-Mulag-Lastkraftwagen“. Weder meinem Bruder noch mir war das bekannt und ich musste erst einmal in der Wikipedia zu Mannesmann-MULAG nachschauen, um was es da eigentlich geht.

Dass LKW von Mannesmann-MULAG bei uns nicht so wirklich auf dem Radar waren, lag aber vermutlich auch daran, dass Mannesmann-MULAG 1928 vom Fahrzeughersteller Büssing übernommen wurde, nachdem das Unternehmen 1927 Verluste zu verzeichnen hatte. Die Marke selbst verschwand ein Jahr später.

Und so blieb Mannesmann-MULAG nur ein kurzes Kapitel in der inzwischen 107jährigen Autohausgeschichte.

#firstsevenjobs

Auf Twitter geht in den letzten Tagen ein so genannter Hashtag herum. Dabei soll man in einem Tweet aufschreiben, welche sieben Jobs man als erstes getan hat in seinem Leben. Da niemand gesagt hat, dass das nur für Menschen gelten soll, haben wir als Autohaus dazu eine Antwort gegeben, die wie folgt lautet. Das alles haben wir als Autohaus gemacht seit 1911:

Für die Gerstelblog-Leser, die uns nicht von Anfang an mitlesen und sich auch noch nicht bis zum Anfang des Blogs durchgelesen haben (was inzwischen nach Aussage eines begeisterten Lesers rund einen Tag dauert), sollten wir da die Punkte erklären:

Motorenwerkstatt

Angefangen hat Heinrich Gerstel 1911 mit einer Motorenwerkstatt. Autos gab es da noch nicht ganz so viele und deshalb war die Reparatur von Motoren aller Art der Beginn von allem. Es gab ganz zu Anfang auch tatsächlich noch keine Autos zu kaufen, das kam dann erst später dazu.

Flugzeugwerft

Tja, das ist nicht gelogen und auch nicht übertrieben – Heinrich Gerstel hatte zusammen mit einem Kompagnion ein Flugzeug gebaut. Die Geschichte dazu haben wir recherchieren lassen: Heinrich Gerstel und die Sache mit dem Flugzeug

Karosseriebauer

Auch das war zu Anbeginn des Automobils noch nichts besonderes, denn Automobile kamen in der Regel als Einheitsware und wurden dann von Automobilwerkstätten auf Kundenwunsch umgebaut. Tatsächlich war der Karosseriebauer der Übergang von der Motorenwerkstatt zum Autohaus und der …

Autowerkstatt

Wir bauen heute keine Autos mehr selbst zusammen, sondern warten und reparieren sie. Einer der Jobs, die wir bis heute machen.

NSU-Händler

Gerstel war vor gut 90 Jahren tatsächlich „NSU-Generalvertretung für Pforzheim und Enzkreis“ und hatte mit dem Verkauf von NSU- und Horch-Fahrzeugen einen Fuß in der Audi-Welt. Auch dazu gibt es Recherchen und auch Fotos: Der Horch 8 und echtes Guerilla-Marketing

Tankstelle

Viele Jahre gab es in Pforzheim eine Esso-Tankstelle namens „Esso Ost“ und die war die Tankstelle des Autohaus Gerstel. An der konnte man nach dem Zweiten Weltkrieg bis immerhin noch ins 21. Jahrhundert tanken. Erst 2007 gab es das letzte Mal Sprit aus der Gerstelschen Zapfpistole und heute sieht man nur noch Relikte der Zapfsäuleninseln auf dem Hof. Bilder davon gibt es unter anderem in einer kleinen Diashow aus dem Jahre 2011:

Opel-Händler

Und das durchgehend seit 1929, also nunmehr im 88. Partnerschaftsjahr. Und diese Partnerschaft pflegen wir auch heute noch mit allen drei Säulen: Opel Neuwagenverkauf, Opel Service Partner und Opel Teile & Zubehör. Und: Wir sind immer noch einer der inzwischen wenig gewordenen reinen Opel-Autohäuser.

Heinrich hat (mal wieder) Post.

Vor einigen Tagen kam ein Brief, auf den ich schon sehnsüchtig wartete und dieser Brief kam per Einschreiben. Sonst wäre mir beim Quittieren des Empfangs vermutlich gar nicht aufgefallen, dass wieder einmal der Senior-Senior-Senior Post bekommt, denn der Brief ist adressiert an Heinrich Gerstel, dem Firmengründer des Autohauses:

An Heinrich Gerstel adressierter Brief

Das passiert immer wieder einmal und hängt natürlich damit zusammen, dass wir an vielen Stellen im Internet (Online-Adressbücher von Dienstleistern etc.) noch als „Heinrich Gerstel GmbH & Co. KG“ firmieren, obwohl wir seit einigen Jahren das „Heinrich“ abgelegt haben und nur noch die „Gerstel GmbH & Co. KG“ sind. Damit wollen wir Heinrich keinesfalls vergessen, aber er ist halt jetzt schon schlappe 68 Jahre nicht mehr im Autohaus und ehrlich gesagt erwarten wir ihn hier auch nicht mehr in voller Leibhaftigkeit (auch wenn das sicherlich ein interessantes Generationentreffen wäre).

Na gut, ab und zu erlauben wir uns den Spaß, dass wir ihn doch noch etwas verleumden. 😉

Der berühmte Autohausaufkleber.

Wir kleben, wie viele Autohäuser auch, auf bei uns gekaufte Autos einen kleinen Aufkleber, der auf die Herkunft verweist. Das ist natürlich eine kleine Werbung für uns, allerdings machen das die meisten Kunden gern und in den sehr wenigen Fällen, in denen das nicht gewünscht wird, lassen wir es natürlich auch bleiben. Die überwiegende Zahl unserer Kunden macht diese Werbung jedoch gern für uns und für uns ist es auch immer wieder schön, zu sehen, wo „unsere“ Autos überall fahren und parken.

Das Aufkleben der Aufkleber ist dabei die Aufgabe von unserem Mitarbeiter Nuri, der den Aufkleber in der Regel nach der Fahrzeugaufbereitung aufklebt und das Auto damit „veredelt“. Das passiert schön nach Augenmaß:

Je nach Lackfarbe gibt es dabei zwei Aufkleber, nämlich einen hellen und einen dunklen. Der Sinn ist klar: Die hellen Buchstaben sind für dunklere Lacke und umgekehrt.

Vereinzelt gibt es auch noch Autos auf Pforzheims Straßen, die noch ältere Aufkleber von uns tragen. Zum Beispiel die hier:

Und bei denen haben wir ein Detail erst vor kurzem herausgefunden, denn der Gerstel-Schriftzug, der auch damals in der Werbung verwendet wurde, ist nicht einfach nur gemalt, sondern tatsächlich der damaligen Unterschrift von unserem Firmengründer Heinrich Gerstel nachempfunden worden. Mit einem alten Führerschein von Heinrich Gerstel lässt sich das sehr schön zeigen:

Hat alles seine Geschichte und das sogar manchmal eine so lange verborgene, dass wir selbst das erst durch Zufall wieder finden. Gut, dass wir das alles nun immer im Gerstelblog für die Nachwelt dokumentieren können. 🙂

Heinrich Gerstel und die Sache mit dem Flugzeug.

Immer wieder kommt die Sache mit dem Flugzeug auf, wenn es um die Geschichte des Autohauses und um Heinrich Gerstel geht. Der Pforzheimer Historiker Olaf Schulze hat in dieser Sache vor einiger Zeit aufwendige Recherchen gemacht und nach diesen umfangreichen Recherchen verwundert es doch etwas, dass die kurze aber technisch erfolgreiche Flugzeuggeschichte, die in Pforzheim zu Beginn des 20. Jahrhunderts geschrieben wurde, in der Geschichtsschreibung der Aeronautik weitgehend unbekannt ist.

Zwei Verrückte und eine Idee

Zugegeben, eine böse anmutende Überschrift. Aber wer Pforzheim und die etwas schrulligen Eigenarten der Pforzheimer kennt, wird sehr schnell nachvollziehen können, wie verrückt die Idee von Schlossermeister Eugen Lamprecht und dem Motorspezialisten Heinrich Gerstel damals geklungen haben muss. Aber fangen wir von vorn an:

Wir blättern zurück in das Jahr 1909. Der Pforzheimer Schlossermeister Eugen Lamprecht war vom aufkommenden Flugmaschinenfieber angesteckt worden. Immerhin hatten die Gebrüder Wright ihren motorisierten Flugapparat erst fünf Jahre zuvor auf den Feldern von Kitty Hawk in North Carolina erfolgreich in die Luft bekommen und das Fliegen mit einem Flugapparat war eine Sache, die man in der Zeitung las und für die damaligen Menschen ungefähr so phantastisch klang, wie die heutigen Pläne für einen Flug zum Planeten Mars. Und selbst wenn sich jemand mit diesem Thema ernsthaft beschäftigen wollte – warum ausgerechnet in Pforzheim?

Diese Frage lässt sich vermutlich sehr einfach beantworten: Enthusiasmus. Eugen Lamprecht interessierte sich für das Fliegen und baute einen Flugapparat. Und Heinrich Gerstel, sein guter Bekannter, sollte ihm helfen, darin einen Motor einzubauen. Zu diesem Zeitpunkt hatte Heinrich Gerstel vermutlich schon längst die ersten Pläne, ein eigenes Geschäft für Motorreparaturen zu gründen (was er dann im Jahre 1911 auch tat), aber Heinrich Gerstel hatte offensichtlich ebenso die Kühnheit, Lamprecht bei seinem Vorhaben zu helfen. Ein Flugzeug wollte gebaut werden und ein Flugzeug wurde auch gebaut.

Das liebe Geld und eine legendäre Ausstellung

Irgendwann ist dann den beiden Machern das passiert, was dem besten Hobby den Garaus macht – das Geld ging zur Neige. Die Entwicklung und Wartung der Flugmaschine verschlang mehr Geld, als verfügbar war. Aber Lamprecht und Gerstel waren auch hier erfinderisch und kamen auf eine Idee: Eine Ausstellung des Flugzeuges sollte es richten. Hierzu wurde ein Nebenzimmer im „Schwarzen Adler“, einer populären einstigen Gaststätte in der Pforzheimer Innenstadt, auserkoren.

Und schon die Vorbereitung muss eine mehr als spektakuläre Geschichte gewesen sein, denn nicht alle Teile des Flugzeuges passten durch die Türen. Die Flügel des Flugzeuges mussten durch extra noch zurechtgesägte Fenster hineingereicht und das Flugzeug dann im Saal zusammengebaut werden. Dann aber war es im Prinzip voll funktionsfähig. Und der Flugzeugmotor wurde wohl auch im Rahmen der Ausstellung mehrfach angelassen, wenn man den damaligen Presseberichten glauben darf. Ein wahrliches Höllenspektakel einer Höllenmaschine, für das viele Pforzheimer bereit waren, ein paar Groschen Eintritt zu bezahlen.

Obwohl Geld zusammenkam, blieb der echte Erfolg von Lamprechts und Gerstels Flugzeug aus, zumindest aus wirtschaftlicher Sicht. An kommerziellem Personenflug war (noch) nicht zu denken. Immerhin aber gab es Flüge mit diesem Flugzeug.

Der erste Flug

Wer der erste Pilot gewesen ist, ist im Nachhinein weitgehend geklärt worden – Heinrich Gerstel war der erste Pilot. Denn er ließ es sich nicht nehmen, vor dem ersten Flug den Motor im Flugzeug zu testen, ließ ihn deshalb auch an und nahm Geschwindigkeit auf. So viel Geschwindigkeit, dass der Flugapparat auch tatsächlich anfing, zu hopsen und einige Meter in die Luft zu gehen. Danach brachte Gerstel die Maschine aber wieder herunter und überließ Eugen Lamprecht den „richtigen“ Erstflug.

Und er flog tatsächlich! Die Maschine hob ab und zog zunächst steil nach oben. In etwa 100 Metern Höhe gelang es Lamprecht, den Flugapparat waagerecht zu stellen. Dafür fiel die Landung derartig hart aus, dass Propeller und Rumpf der Maschine zu Bruch gingen. Eine Menge Arbeit wartete auf Gerstel und Lamprecht.

Inzwischen interessierte sich die Heeresverwaltung für die Arbeit der beiden und bot ihnen an, ihre Versuche auf dem Exerzierplatz von Forchheim fortzuführen. Von hier aus gelangen dem Flieger Hellmuth Hirth, einer der Gründer des späteren Mahle-Konzerns, auch die ersten Langstreckenflüge, unter anderem auch nach Pforzheim. Hier trafen Lamprecht und Gerstel auch auf den Flugpionier Paul Senge, der in Karlsruhe ebenfalls an einem eigenen Fluggerät arbeitete. Lamprecht und Senge beschlossen dann, ihre Erfahrungen zu bündeln und ein gemeinsames Fluggerät zu bauen.

Das jähe Ende aller Flugexperimente kam, als Senge mit dem Fluggerät bei einem Flug im September 1911 in Forchheim abstürzte. Eugen Lamprecht spielte zwar noch mit dem Gedanken, einen weiteren Flugapparat zu bauen, gab seine Pläne jedoch schließlich auf. Wer weiß, was passiert wäre, wenn die Flugexperimente weitergeführt worden wären.

Der Horch 8 und echtes Guerilla-Marketing.

Bevor das Autohaus Gerstel ab 1929 Opel-Vertragshändler wurde, war Heinrich Gerstel als Vertragshändler für NSU und Horch tätig, zwei Vorläuferunternehmen der heutigen Audi AG. Ab 1926 stellten die Horch-Werke den so genannten Horch 8 vor, der Heinrich Gerstel offenkundig dazu beflügelte, für dieses Fahrzeug ordentlich die Werbetrommel zu rühren. Ein Metier, dass dem „Techniker“ Heinrich Gerstel nicht schwergefallen zu sein scheint, wie das folgende Bilddokument beweist. Aber fangen wir bei dieser Geschichte von vorn an. 🙂

Der Horch 8

Der Horch 8, der ab 1927 als Achtzylinder gebaut wurde und das Modell 10 M 25 der Horch-Werke ersetzte, gehörte in die Fahrzeug-Oberklasse und hatte auch schon für damalige Verhältnisse gewaltige Dimensionen. In der Pullman-Version war das Fahrzeug schlappe 4,70 Meter lang, 1,77 Meter breit, 1,90 Meter hoch und wog im Leergewicht rund 1,9 Tonnen. Angetrieben wurde dieses Schiff von Auto von einem besagten Achtzylinder im Viertakt mit 3,1 Liter Hubraum und brachte für damalige Verhältniss erstaunliche 60 PS (44 kW) auf die Räder, deren Vorder- und Hinterachsen 3,45 Meter auseinander standen. Die maximale Höchstgeschwindigkeit lag bei 100 km/h. Der durchschnittliche Verbrauch lag bei 19 Litern pro 100 Kilometern, was auch heute noch für ein Auto dieser Dimensionen zumindest nachvollziehbar ist.

Ja, der Horch 8 war nicht nur damals eine stattliche Erscheinung auf den Straßen – er ist es auch heute noch, wenn man so einem Oldtimer noch begegnet.

Wie bewirbt man so ein Automobil?

Diese Frage wird sich auch Heinrich Gerstel gestellt haben, denn immerhin ist die Oberklasse als „Königsklasse“ ein Fall für sich – auch heute noch. Neben der Notwendigkeit für so ein Auto braucht es auch das passende Kleingeld.

Zumindest die Leistungsfähigkeit ließ sich sehr anschaulich dadurch darstellen, indem Heinrich Gerstel – auf dem Foto selbstverständlich am Steuer sitzend – sieben Freunde auf eine Werbespazierfahrt einlud. Eigentlich hat dieses Modell ja nur sechs Sitze, so dass auf den zwei Reihen hinter der ersten Reihe „zusammengeruckt“ werden musste, so dass jeweils drei Personen auf den hinteren Reihen Platz fanden. Auf dem Foto sieht man, dass das nicht allzu schwer gefallen sein musste:

Dieses legendäre Foto wurde zwischen 1926 und 1927 angefertigt und zeigt sehr schön, wie schon sehr früh im Autohaus das Marketing als eine Notwendigkeit gesehen wurde, die möglichst kreativ zu bewerkstelligen ist. Und die Details spielen dabei eine große Rolle: Alle acht Insassen haben jeweils einen Zylinder auf dem Kopf – ist ja eben auch ein Achtzylinder!

Der Gerstel-Schneeschlitten.

Also, fangen wir einmal an mit der Auswahl an historischen Fotos aus der Autohausgeschichte. Dieses faszinierende Bild ist Zeuge einer typischen „Heinrich-Nummer“, wie wir intern die fast unglaublich klingenden Geschichten von Uropa Heinrich Gerstel bezeichnen. Es ist undatiert, aber da Heinrich, der im Schlitten vorn sitzt, noch in sehr jungen Jahren zu sein scheint, dürfte das Bild zwischen 1910 und 1915 aufgenommen worden sein. Bahn frei für den Gerstelschen Schneeschlitten! Das Bild gibt es, wie immer, in einer Großansicht, wenn Sie darauf klicken.

Die Geschichte um diesen Schlitten ist schnell erzählt: Es fand ein Schneeschlittenwettbewerb in den Höhen Pforzheims statt und Heinrich Gerstel ließ sich hier nicht zweimal darum bitten, am Wettbewerb teilzunehmen. Ein Rahmen wurde geschweißt, hinten eine starre und vorn eine bewegliche Kufenachse nebst Lenkung montiert und der Schlitten vorn mit einem fast stromlinienförmigen Aufbau verkleidet, auf dem natürlich das gerstelsche Firmenlogo (das aufmerksame Kunden im heutigen Autohaus an einer einzigen und sehr prominenten Stelle finden können) nicht fehlen durfte. Ein echter Viererbob, wohingegen die normalen Holzschlitten wie Spielzeug aussehen!

Bei dieser Abfahrt saß die noch junge Familie Gerstel im Schlitten: Vorn, wie gesagt, Heinrich Gerstel, dahinter Gattin Fanny. Die zwei grimmig ausschauenden Burschen dahinter waren wohl gute Bekannte, das lässt sich heute leider nicht mehr ermitteln. Dass aber schon damals auf Sicherheit geachtet wurde, sieht man am Herr Nummer drei, der in der Hand ein unübersehbares Horn hält, mit dem wohl Zuschauer an der Strecke vorgewarnt werden sollten, dass gleich ein richtig großer Brummer den Hang herunterkommt. 🙂

Die heiße Phase ist angebrochen!

Über zu wenig Arbeit kann sich in diesen Wochen bei uns im Autohaus wirklich niemand beschweren. Werkstatt und Autoverkauf sind gut beschäftigt, wir haben in der Belegschaft die ersten Sommerurlauber und dann eben noch die Vorbereitungen zu den Jubiläumsfeierlichkeiten.

Da unser Ersatzteilechef im wohlverdienten Urlaub weilt, übernehmen dessen Job gerade Eddy und ich und wir sind wirklich gut damit beschäftigt. Man macht sich als Autokunde selten Gedanken darüber, was für ein komplexer Job der Ersatzteilehandel ist und man oft genug detektivisch mit Kunden und auch gestandenen Kfz-Leuten anderer Werkstätten, die bei uns Opel-Teile kaufen, in den Schaubildern nach den passenden Teilen suchen muss. Unnötige und falsche Teile wollen wir ja nicht bestellen.

Dafür kommen bei mir in den letzten Tagen bei der Organisation des Jubiläumswochenendes die tollsten Geschichten aus 100 Jahre Autohaus an, überraschenderweise vor allem von außen, also von Menschen, die irgendwann einmal mit unseren Vorgängern zu tun hatten und darunter sogar Menschen, die noch den Heinrich Gerstel, also den Firmengründer, noch persönlich kannten. Die netteste Geschichte:

Ein Kunde kam damals zu uns in die Werkstatt, noch vor dem Zweiten Weltkrieg. Auf dem prinzipiell auch schon damals zugestellten Hof standen Mitarbeiter und Heinrich Gerstel um ein Hochrad, das gerade zerlegt werden sollte. Der Kunde fragt, was denn an dem Hochrad so toll sei, dass man das alte Ding denn zerlegen müsse. Die Antwort von Heinrich – eine echte „Gerstel-Nummer“: „Ja, wir wollen das Rad zerlegen, die Speichen geben besten Schweißdraht ab.“

Ja, so war er, der Heinrich. Ich habe es ja schon mal geschrieben gehabt: Könnten wir eine Zeitreise in die Vergangenheit machen – mit dem Heinrich würden wir uns vermutlich bestens verstehen.

Ansonsten: Die Vorbereitungen laufen wie am Schnürchen, wir sind im Zeitplan! Gelegentlich staune ich in einer ruhigen Minute darüber, aber es rollt. 🙂