Diesmal stellt Besim eine Frage, die gerade in der kalten Jahreszeit eine gar nicht so unwichtige ist:
„Sag mal, Timo, was ist eigentlich von den Überbrückungskabeln zur Starthilfe zu halten, die immer wieder von Discountern angeboten werden und über den Zigarettenanzünder funktionieren sollen? Im Gegensatz zu echten Starthilfekabeln bestehen deren Leitungen ja mehr oder weniger aus Klingeldraht, so seltsam unterdimensioniert sieht das aus.“
Unsere Antwort: Es sieht nicht nur unterdimensioniert aus, es ist es auch und zwar von Anfang an. Das fängt schon mal damit an, dass die Steckdose des Zigarettenanzünders selbstverständlich gegenüber der Autobatterie – so wie jeder Energieverbraucher in einem Auto – abgesichert ist, meist mit einer 15A- oder 20A-Sicherung. Und das ist auch gut so, denn die Steckdose des Zigarettenanzünders wird immer seltener für den obligatorischen Zigarettenanzünder verwendet, sondern für allerlei Gerätschaften, wie z.B. Navigeräte, Handyladekabel und so weiter. Solche teuren Gerätschaften mit teilweise nicht wenig Strombedarf können im Falle eines Kurzschlusses kaputtgehen und auch die Fahrzeugelektronik zerstören.
Einen kalten Motor anzulassen braucht richtig viel Strom. Da reden wir nicht mehr von 20 Ampere, auch nicht mehr von 50, sondern eher von 80 Ampere und mehr. Wir können also schon mal hier eine Begrifflichkeit ins Reich der Märchen verweisen: So ein Zigarettenanzünderladekäbelchen ist kein Überbrückungskabel, denn tatsächlich können solche Ströme von 80 Ampere und mehr keinesfalls über die Steckdosen von Zigarettenanzündern übertragen werden, ohne dass es Sicherungen in Rauch aufgehen lässt.
Überbrückungskabel sind tatsächlich das, mit denen man richtige Starthilfe gibt, also die zwei dicken roten und schwarzen Kabel, die jeweils an volle und leere Batterie angeschlossen werden. Bei so einer Starthilfe wird die leere Batterie tatsächlich überbrückt und das Fahrzeug mit der leeren Batterie startet mit dem Strom der Batterie aus dem Spenderfahrzeug.
Die Zigarettenanzünderkäbelchen sind daher genau genommen Ladekabel, mit denen man versuchen kann, eine schlappe Batterie zu laden. Und wenn man sich die Bedienhinweise genauer anschaut, merkt man das auch sehr schnell, denn zum einen muss das Spenderfahrzeug laufen (klar, die Steckdose des Zigarettenanzünders ist in vielen Autos erst dann stromversorgt, wenn die Zündung läuft) und zum anderen soll am Fahrzeug mit der leeren Batterie der erste Startversuch erst nach einigen Minuten erfolgen (auch klar, denn in der Zeit muss erst einmal nennenswert Strom von der Spender- zur Empfängerbatterie geflossen sein).
Ergo: So eine Starthilfe funktioniert nur bei relativ guten Voraussetzungen:
- Leere Batterie nicht wirklich gänzlich leer, sondern eher schwach.
- Es ist nicht ganz so kalt, weil bei Kälte schwache Batterien noch mal ein ganzes Stück schwächer sind.
- Man hat genügend Zeit für den Ladevorgang und auch genügend Nerven für den Fall, dass man den Ladevorgang nochmal neu abwarten darf, wenn der erste Startversuch fehlschlägt und die Batterie gleich wieder leer ist.
Wir sind ja auch alle Autofahrer: Die drei Voraussetzungen gibt es selten im Dreierpack. Deshalb lassen Sie lieber die Finger weg von solchem Spielzeug und investieren lieber etwas mehr Geld in ein richtiges Überbrückungskabelset. Geht im Notfall schneller und nervenschonender.
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