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Eine Nockenwelle oder eine Kurbelwelle?

Wer sich jetzt nicht so sehr mit Motoren auskennt, wird hier bei dieser Frage vielleicht ins Schleudern kommen. Das ist aber auch gar nicht so schlimm, immerhin sind wir ja auch „nur“ Autoexperten und warten auch keine Düsenflugzeuge. Na, was ist das für eine Welle?

Nockenwelle oder Kurbelwelle?

Frisch ausgebaut und natürlich etwas ölig präsentiert sich hier natürlich eine Nockenwelle eines Viertaktmotors. Das ist die Wellenstange, die über dem Motorblock sitzt und die Ventilsteuerung übernimmt. An die Nocken (das sind die Ausbuchtungen an der Welle) sind die oberen Enden der Ventile mit einer starken Feder angepresst und so bald die dickere Ausbuchtung das Ventil nach unten drückt, öffnet es sich und lässt Kraftstoff in den Zylinder hinein bzw. hinaus. Eine animierte Grafik aus dem Wikipedia-Artikel zur Nockenwelle visualisiert die Mechanik sehr schön:

Nockenwelle Animation

Die gelb eingefärbten Stifte in dieser Grafik sind die Ventile und da diese von unten die Ventilöffnung verschließen, öffnet sich das Ventil, wenn es nach unten gedrückt wird. Das Öffnen passiert versetzt, denn bei einem Viertaktmotor wird ja zuerst der Kraftstoff in den Motorraum eingelassen, verdichtet, gezündet und dann die Abgase wieder herausgelassen.

Und auch wenn die Nockenwelle ein anderes Teil ist, als die Kurbelwelle (die erklären wir auch noch) – beide haben etwas gemeinsam: Sie müssen beide zeitlich exakt aufeinander abgestimmt laufen. Die Kurbelwelle bewegt im Zylinder den Kolben, mit dem sie durch den Pleuel fest verbunden ist. Und in diese Bewegung muss das Einspritzen des Kraftstoffes, die Zündung des Gemisches und die Abführung der Abgase absolut synchron zur Bewegung des Kolbens laufen. Wird zu früh oder zu spät gezündet, führt dies unweigerlich zu Schäden im Motor und zwar meist zu so fatalen, dass danach der Motor hin ist.

Die Synchronisierung von Nockenwelle und Kurbelwelle übernimmt ein Teil, das Sie vielleicht bei regelmäßig in Auftrag gegebenen Inspektionen vom Namen her kennen: Der Zahnriemen oder die Steuerkette. Dieses Teil ist nämlich ein Verschleißteil und muss regelmäßig nach einer bestimmten Laufleistung des Motors sicherheitshalber gewechselt werden. Und da kann man auch nicht sagen, dass man da vielleicht noch wartet, bis das kaputtgeht, denn wenn dieser Riemen bzw. diese Kette reißt, dann knallt es ganz gewaltig im Viertaktmotor.

Eine Frage: Verbraucht das Motorbremsen Kraftstoff?

Ein Kunde stellte vor einigen Tagen eine sehr interessante Frage zum Thema Kraftstoffsparen:

„Bei Bergab-Fahrten empfiehlt es sich ja, den Motor bremsen zu lassen und nicht die herkömmliche Bremse dafür zu nutzen. Wenn ich beim Motorbremsen auf den Bordcomputer meines Opel Astra schaue, sehe ich da bei der Verbrauchsanzeige, dass beim Motorbremsen die Kraftstoffverbrauchsanzeige bei 0,0 Liter steht, obwohl der Motor hörbar hochtourig läuft. Stimmt da die Verbrauchsanzeige nicht?“

Unsere Antwort: Doch, die Verbrauchsanzeige stimmt! Tatsächlich verbrauchen moderne Motoren während dem Motorbremsen ab bestimmten Schubwerten keinen Kraftstoff, wenn das Fahrzeug beispielsweise einen Berg herunterfährt. Dafür sorgt eine Schubsperre. Wir schauen uns das aber mal genauer an:

Während einer normalen Fahrt sorgt in einem Verbrennungsmotor die Verbrennung in den Brennräumen dafür, dass der Kolben bewegt wird. Dieser Kolben ist an einen Pleuel befestigt, der wiederum die Bewegungsenergie mit den übrigen Pleuel der anderen Brennkammern an die Kurbelwelle weitergibt. Die Kurbelwelle gibt dann die Bewegungsenergie weiter an Getriebe und letztendlich an die Antriebsachse.

Beim Motorbremsen läuft es dann genau andersherum: Die Antriebswelle bekommt mehr Bewegungsenergie von „außen“, als vom Motor und der per Kurbelwelle angeschlossene Motor fungiert als Widerstand. Das merkt man sehr eindrucksvoll, wenn man während des Motorbremsens die Kupplung drückt, also die Antriebsachse vom Motor trennt (tun Sie das bitte nicht unkontrolliert bei einer Bergabfahrt!) – schlagartig ist der Bremswiderstand weg und das Fahrzeug rollt schneller.

Lange Jahrzehnte haben Motoren auch beim Motorbremsen Kraftstoff verbraucht und damit eigentlich die Bremswirkung der Motorbremse konterkariert. Aufgekommen ist die Schubsperre mit dem Paradigmenwechsel weg vom Vergaser und hin zur Benzindirekteinspritzung, die sich mit elektronischen Steuerungen auch eben fallweise abschalten lässt.

Mit modernen Motorsteuerungen ließ sich das also so beeinflussen, dass moderne Motoren beim Motorbremsen eben keinen Kraftstoff verbrauchen. Das ist aber ausdrücklich kein Leerlauf, denn Antriebsachse und Motor sind ja beim Motorbremsen weiterhin verbunden. Es ist lediglich so, dass eben beim Motorbremsen kein Kraftstoff in die Brennkammern eingespritzt wird und auch so lange keine Verbrennung stattfindet. Moderne Motorelektronik macht es möglich. Interessant wird es bei einer Bergabfahrt übrigens, wenn die Kupplung getreten wird (und nicht deshalb, weil das Auto plötzlich schneller wird): Denn ab diesem Moment verbraucht der Motor auch wieder Kraftstoff, da er ja jetzt wieder im Leerlauf läuft und hier auf niedrigem Niveau weiterbetrieben werden muss.

Die Motorbremse ist tatsächlich unschlagbar in ihrer kontinuierlichen Bremswirkung und Effizienz, gerade bei Bergabfahrten. Die normale Bremse wird nicht benötigt und die Motorbremse verbraucht auch keinen Kraftstoff. Die Kraftstoffverbrauchsanzeige lügt also nicht, wenn sie beim Motorbremsen einen Verbrauch von 0,0 Liter anzeigen sollte.

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